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Kristina Kück
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Bremer "Altstadt"

Der Begriff "Altstadt" entstand im 17. Jahrhundert, nachdem die Neustadt gegründet wurde. Die heutige Altstadt war der Siedlungskern Bremens. Aufgeteilt in vier Quartiere unterstand er der kommunalen Selbstverwaltung, mit Ausnahme des Dombezirks, der im Mittelalter mit eigenem Recht ausgestattet war und erst 1803 in die Stadt Bremen inkorporiert wurde.
Die Grenze der Altstadt bildeten die Stadtmauer auf der einen und die Weser auf der anderen Seite.
Die Altstadt entstand durch das Zusammenwachsen der beiden Siedlungen am Dom und am "Steffensberg" (niederdeutsche Bezeichnung).
Im 19. Jahrhundert veränderte sich der Charakter der Altstadt:

Die Einwohnerzahl wuchs zwischen 1812 bis 1849 nur von 20.000 auf 25.000 Einwohner, während die Einwohnerzahl der Gesamtbevölkerung von 36.000 auf 53.000 anstieg. In den folgenden Jahrzehnten wurde diese Entwicklung noch deutlicher: 1875 lebten in der Altstadt 22.000 von insgesamt 102.000 Menschen. Die Bedeutung als Siedlungsraum, in dem größtenteils besser situierte Menschen lebten (Obern- und Sögestraße hauptsächlich), nahm ab, das Quartier entwickelte sich mehr und mehr zum Geschäftszentrum.

Nach dem 2. Weltkrieg wurde diese Entwicklung noch verstärkt. Während 1939 die Wohnbevölkerung immerhin noch 13.300 betragen hatte, gab es in den Trümmern wenig Wohnraum, und noch 1950 wohnten nur 2.800 Menschen in der Altstadt, 1961 waren es dann 6.800.
Der Grund und Boden dieses Quartiers war knapp und teuer, nur an der Stephani-Kirche entstand ein größerer Wohnkomplex.

So ist die Gegenüberstellung von Einwohner- zu Arbeitsstättenzahlen aufgrund der Entwicklung der Faulenstraße zu einem Büro- und Geschäftsviertel nicht wirklich verwunderlich: 1961 standen den 6.000 Einwohnern 2.065 Arbeitsstätten mit insgesamt 47.000 Beschäftigten gegenüber.

1988/89 waren 3124 Einwohner zu verzeichnen, 1995 waren es 3197.

Inzwischen ist also, positiv betrachtet, von einer wieder steigenden Einwohnerzahl auszugehen.

Zum Stephani-Viertel im Besonderen

Erst ab 1305 wurde das Kirchspiel St. Stephani in die 1200 errichteten Stadtmauern komplett integriert, vorher war nur ein Teil "bremisch".
Das Stephani-Viertel (auch: Steffensstadt) hatte einen besonderen Charakter: die Straßen waren eng, die Häuser schmal, überall gab es Gänge mit kleinen Häusern und Buden.
Das Viertel hatte die größte Einwohnerzahl und -dichte, es war ärmer als die 3 anderen Viertel der Altstadt. Von einem Elendsviertel kann allerdings keine Rede sein, das Bevölkerungsbild setzte sich zusammen aus Handwerkern (hauptsächlich solchen, die mit der Schiffahrt in Verbindung standen, z. B. Segelmacher), Kleingewerbe, Schiffer und Fahrensleute, hauptsächlich aber Fischer und Fuhrleute.
Die Stephani-Kirche und das Armenhaus (später ehemaliges Focke-Museum) waren die einzigen bedeutenden Gebäude. Die Kirche, wurde, ähnlich wie der Dom, auf die (zweit-) höchste Erhebung gebaut und war so immer zu sehen, durch einen großen und einen kleinen Turm ist sie auch heute noch gut zu erkennen, wenn man von der Neustadtseite aus über die Weser sieht. 1691 wurde im Stephanihauptbuch stolz auf eine Bemerkung in Krefftings "Discursus de Republica Bremensi" hingewiesen, daß "Stephani mit Liebfrauen die älteste städtische Kirche sei. Dom und Steffenskirche liegen auf den höchsten Punkten des Dünenrückens, auf dem die Stadt Bremen längs der Weser wuchs".

Um 1880 wurde die damalige "Große Fuhrleutestrasse" (später Hafenstrasse) durch die Wallanlagen gebrochen, außerdem wurde auf der nördlich gelegenen Schweineweide der große Hafen gebaut. Dieser Umstand ist insofern erwähnenswert, als daß die Wallanlagen und der daran anschließende Felder- und Weidenbereich als Naherholungsgebiet genutzt wurde und somit die engen Straßen und kleine Häuser sicher als erträglicher empfunden wurden, als sie es später - nach der Bebauung der Weiden - waren.
Das Stephani-Viertel war wegen des Engagements der Kirche ein besonderes Viertel: so war die Schule zwar dem Staat unterstellt, aber die Gemeinde hatte Mitbestimmungsrecht. Die Gemeinde hat auch in schlechten Zeiten immer für ihre Bewohner gesorgt, dies konnte sie dank des "Sponsorings" der wenigen zur Kirche gehörenden Kaufleute.

Von Georg Droste war 1910 folgendes zu lesen:

"Dom - Dicktoorn,
Schaars - Spitztoorn,
Martini - wo de Wind dörweiht,
Leewen Froven - de so scheebe steiht,
und Steffens is de Ehrbarkeit".

Dem gesamten Viertel wird im ein linkes politisches Engagement unterstellt, davon zeugt sicher auch der damalige Standpunkt des Gewerkschaftshauses in der Faulenstrasse (deren "Übersetzung" im übrigen "schmutzige Straße" ist). Auch haben sich die Bewohner dieses Viertels gegen einen Besuch von Adolf Hitler mit Erfolg gewehrt.

Das Viertel behielt seinen Charakter größtenteils bis zum 2. Weltkrieg bei, nur die Faulenstraße veränderte sich Ende des 19. Jahrhunderts durch einige Geschäftsbauten, ebenso Hafenstraße (heute Verlängerung Faulenstraße) und Doventorstraße.

1939 wurde der Westteil der Steffensstadt wegen des Ausbaus der Zufahrt zur neuen "Adolf-Hitler-Brücke" abgerissen.
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